Zwischenkriegszeit
Geschichtsvereine planen internationales Projekt zur Zwischenkriegszeit
Workshop zeigt historisches Panorama auf
Interessant auch, wie sich allgemein die Städte im Rheinland in der großen Hyperinflationskrise von 1923 als Krisenmanager an der „Basis“ profilierten. Das lässt an die anspruchsvollen Aufgaben der Kommunen in der Corona-Krise denken (Prof. Dr. Christoph Nonn, Düsseldorf).
Bei allem Aufbruch blieb manches jedoch auch beim Alten, zumindest auf den ersten Blick: Im ländlichen Raum etwa gaben noch immer die altehrwürdigen Vereine den Ton an. Wer hier Teil der Dorfgemeinschaft werden wollte, musste erst einmal Mitglied in einem der traditionellen Vereine werden.
Ein vielfach beachtetes Großereignis der 1920er Jahre waren die „Rheinischen Jahrtausendfeiern“. Sie sollten 1925 mithilfe eines durchaus waghalsigen Rückgriffs auf das Frühmittelalter die Zugehörigkeit des Rheinlands zu Deutschland betonen, schließlich war dieses zu diesem Zeitpunkt noch von den Siegermächten des Ersten Weltkriegs besetzt. Historische Ausstellungen und Vorträge, aber auch Festumzüge, Sportwettkämpfe oder Theateraufführungen lockten damals in vielen Städten und Gemeinden die Menschen in Massen an, was sich auch für Jülich gut nachvollziehen lässt (Jörn Wenge, Leverkusen).
In den intensiven Diskussionen zu den einzelnen Vorträgen wurden zahlreiche Fragestellungen aufgeworfen, die nun vielleicht im weiteren Verlauf des Projekts bearbeitet werden können. Dieses ist auf drei Jahre angelegt und soll auch eine starke europäische Perspektive entwickeln. Für diese setzte sich Dr. Markus Prutsch ein, der als Verantwortlicher Wissenschaftler und Forschungsadministrator im Europäischen Parlament tätig ist. Das war ganz im Sinne der beiden Geschichtsvereine. Neben Vertretern von Institutionen wie dem Landschaftsverband Rheinland (LVR) nahmen schließlich auch Gäste aus den Leverkusener Partnerstädten Racibórz (Oberschlesien/Polen) und Villeneuve d‘Ascq (Frankreich) teil. Mit ihnen und Vertretern weiterer Partnerstädte sollen die inhaltlichen Aspekte des Projektes auf einem Workshop im Herbst dieses Jahres weiter geschärft werden. Auch ein Film ist angedacht. Der wird im Ergebnis sicherlich nicht so opulent werden wie „Babylon Berlin“, soll aber nicht minder aufschlussreich sein.